Kultur bringt gutes Geld


Zehn Jahre Veranstalter „Kultour“ – Mit Risiko zum Erfolg

Saarbrücken (dtu). „Nicht mal mein eigener Arbeitsplatz war damals sicher“ , sagt Hasso Müller-Kittnau im Rückblick auf zehn Jahre „KulTour Gesellschaft für kulturelle Veranstaltungen mbH“ . Ein Auftritt von Mikis Theodorakis war im Oktober 1988 das erste Konzert, das die Saarbrücker Konzertagentur präsentierte. Damals war noch nicht abzusehen, daß sich das Unternehmen im risikoreichen Veranstaltergeschäft behaupten würde. Inzwischen beschäftigt Müller-Kittnau zehn Mitarbeiter, in der zu Kultour gehörenden Buchhandlung hat er bereits drei Lehrlinge ausgebildet. 30 bis 40 zusätzliche Mitarbeiter werden für einzelne Veranstaltungen von der Konzertagentur engagiert. Das Saarland als Ort attraktiver Großveranstaltungen bekannt zu machen, das war für Müller-Kittnau vor anderthalb Jahren der Grund, mit dem bundesweiten Reservierungssystem für Veranstaltungen, Computer Ticket Service (cts), zusammenzuarbeiten. Mußten früher bestimmte Karten abgezählt an die Vorverkaufsstellen verteilt werden, kann dank der Elektronik nun jede angeschlossene Stelle von Hamburg bis München auf jeden verfügbaren Platz einer Veranstaltung zugreifen. Das Veranstaltungsgeschäft bezeichnet Müller-Kittnau als Wirtschaftsfaktor für die Region: In zehn Jahren habe er den Saarbrücker Hotels mehr als 10000 Übernachtungen gebracht. Für Künstler-Gagen habe er über zwei Millionen Mark gezahlt. Im Land geblieben seien mehr als eine halbe Million Mark, die er an Hallenmieten ausgebe, ferner gut 300000 Mark für Werbung und – so Branchen-Erhebungen – etwa 80 Mark je Konzertbesucher, die nach der Veranstaltung für Essen und gegebenenfalls für ein Hotelzimmer ausgegeben würden. Verärgert ist der Konzert-Veranstalter über das saarländische Wirtschaftsministerium, wo er – erfolglos – einen Investitionszuschuß von 5000 Mark für das cts-System beantragte. Mehr als tausend Karten konnten bislang für Veranstaltungen in Saarbrücken über „cts“ verkauft werden. „Wir sind ein Wirtschaftsunternehmen“ – damit rechtfertigt Müller-Kittnau hohe Veranstaltungspreise. „Wir leben von den Eintritten, nicht von Subventionen.“ Das Philharmonia Orchestra London koste „gutes Geld“ , das – in diesem Fall – von 940 Besuchern aufzubringen war. Besonders gut laufen die Musicals im Kultour-Programm: Mit über 50000 Besuchern war „Phantom der Oper“ bei 24 Vorstellungen in der Saarland-Halle der größte Erfolg. Freundlicherweise, so Hasso Müller-Kittnau, überlasse das Staatstheater ihm den Bereich der Operette. So bezeichnet er das Musiktheater als einen Schwerpunkt seiner Arbeit. Ohne jedoch die Popmusik zu vernachlässigen. Dort seien die Gewinne allerdings oft bescheiden. Häufig müßten Veranstalter wegen hoher Garantie-Gagen für die Künstler „tierisch bluten“ . Für November plant Müller-Kittnau ein DJ-Bobo-Konzert in Saarbrücken. Aber: „Wenn es möglich ist, 50000 Mark zu verlieren, drücke ich mich.“ Dennoch ist er dank einer guten Kunden-Bindung für die Zukunft seines Unternehmens zuversichtlich. 1500 Kunden-Karten bei Kultour bieten zwei Vorteile: Die Veranstaltungsbesucher werden frühzeitig über Konzerte informiert, und Müller-Kittnau kann dank früher Reservierungen besser kalkulieren. Andererseits habe es auch einen Nachteil, wenn der Veranstalter „immer griffbereit“ ist: „Wenn irgendwo etwas nicht funktioniert hat, kommen sehr schnell Beschwerden. Lob dagegen ist eher selten.“